Räume sehen

Datum: Montag, 12.Juni, 20:00 Uhr
Ort: Filmhaus Köln, Maybachstraße 111, 50670 Köln
Tickets: Website Filmhaus Köln

Regelmäßig am zweiten Montag im Monat um 20 Uhr: 
Short Monday - Der Kurzfilm-Montag im Filmhaus Köln

Eine Initiative des KFFK/Kurzfilmfestival Köln, der SK Stiftung Kultur und dem Filmhaus Kino - im Wechsel zwischen den drei Kooperationspartnern kuratiert.

Montag, 12. Juni: Räume sehen
Kuratiert von der SK Stiftung Kultur und der Photographischen Sammlung

Gezeigt wird eine filmisch künstlerische Auseinandersetzung zum Thema Raum aus (innen-)architektonischer und landschaftlicher Sicht. Ausgangspunkt ist die derzeitige Ausstellung der amerikanischen Photographin Lucinda Devlin (* 1947) in der Photographischen Sammlung/SK Stiftung Kultur in Köln. Lucinda Devlin lotet in ihrem seit den späten 1970er-Jahren entstandenem Werk räumliche Konstellationen aus, wie sie insbesondere in Funktionsräumen vorzufinden sind. Dazu zählen Orte des körperlichen Vergnügens und Wohlbefindens wie Spas und Kurbäder, auch Themenhotels mit Honeymoon-Suiten gehören etwa dazu. Hierin begibt sich der Mensch aus freien Stücken, ganz im Gegensatz zu den Räumen aus Lucinda Devlins Serie über beispielsweise Operationssäle, Labore und Leichenschauhäuser. Auch den Außenraum, die Landschaft, fasst die Künstlerin als einen nach menschlichen Bedürfnissen ausgerichteten Raum auf.

Diesem Aspekt, dass sich mit räumlichen Gestaltungen existenziell menschliche (und tierische) Gegebenheiten und unsere Vorstellungen davon verbinden, dass bestimmte Verhaltensweisen evoziert werden, geht der Kurzfilmabend am Beispiel unterschiedlicher Filme nach.

Ein Kurzfilmprogramm zusammengestellt von Claudia Schubert und Birgit Hauska, SK Stiftung Kultur
 

Ausstellung „Lucinda Devlin – Frames of Reference“
Aktuell zu sehen in der Photographischen Sammlung/SK Stiftung Kultur
Im Mediapark 7, 50670 Köln
Weitere Infos: www.photographie-sk-kultur.de

 

Filme des Programms

DESERT MIRACLES, D/USA 2015, 11‘, Regie: Miriam Gossing; Lina Sieckmann, Experimentalfilm
Desert Miracles ist eine filmische Erkundung einer kommerzialisierten Architektur des Begehrens. In 22 verschiedenen Tableaus reflektiert der Film die Innenräume von Hochzeitskapellen in Nevada und untersucht, wie sich die exzessive Kulisse zu einer kulturellen Organisation von „Liebe” öffnet. Man hört die Stimme einer Frau, die einen vieldeutigen Brief an einen unbekannten Liebhaber vorliest. Die Textpassagen haben Gossing und Sieckmann aus anonymen Posts in Internet-Hochzeitsforen zusammengesetzt. Und doch erklingt der Text wie eine einzige Stimme, die über die Liebe spricht.

Aucun mur n'est silencieux / No Wall Is Ever Silent, CH 2017, 12’, Regie: Collectif fact,
Annelore Schneider und Claude Piguet, Experimentalfilm

Jedes Gebäude wird anders wahrgenommen, je nachdem, was der Bewohner beabsichtigt. Der Film No wall is ever silent wurde in einer ehemaligen Bank in Genf gedreht. Das Gebäude spielt die Hauptrolle, während Stimmen von Fachleuten mit einer einzigartigen Perspektive auf den Raum uns ermutigen, versteckte Details zu beobachten. Ein Polizeiinspektor, ein Geobiologe (Geisterjäger), ein Spieldesigner und ein Spezialist für moderne Architektur helfen uns, etwas zu entdecken, das nur jemand wahrnimmt, der bereit ist, einzubrechen oder ein räumliches Rätsel zu lösen.

O, A/F 2021, 6‘, Regie: Paul Wenninger, Animationsfilm
Einzelbild für Einzelbild für Einzelbild durchmisst Paul Wenninger „stehend“ Runden in einem anfangs völlig entleerten Salon, immer mit dem Rücken zu den Wänden und vor allem zu den Fenstern, in denen sich ausmachen lässt: Eine stürmische Zeit vergeht wie im Fluge, das Verhältnis von Außen- und Innenraum gerät ins Taumeln, aber insgesamt sind die Blicke „hinaus“, die sich zumindest die/der Betrachter*in gestattet, nur Projektionen. Bäume, Strände, Parks im Zeitraffer.

WARTEN, A 2021, 7‘, Regie: Bernd Oppl, Experimentalfilm
Ein weißer Warteraum, eine verchromte Bank mit schwarzen Plastiksitzflächen, eine geschlossene Tür, zwei verglaste Rahmen, Stadtgeräusche. Ein komprimierter Rückwärtszoom: Einzelbilder im Zeitraffer, über Monate hinweg. Die Irritation über Laub, Schnee, Dreck und Regenpfützen im Warteraum weicht der Erkenntnis, dass dieser ohne Dach und mit zwei offenen Seiten in freier Natur unter Bäumen steht.  Bernd Oppl ist ein Meister transformiert Räume oder schafft neue, denn er begreift Film auch als architektonische Kunst. Via Raummodell, Videoskulptur und Bewegtbild bringt er den Wirklichkeitssinn ins Wanken,      

Dead Sea Dying, D 2019, 29’, Regie: Katharina Rabl & Rebecca Zehr, Dokumentation
An den Ufern des Toten Meeres, dort, wo Gott die sündigen Städte Sodom und Gomorra zerstört haben soll, öffnet sich die Erde wieder; der Meeresspiegel sinkt um einen Meter pro Jahr, und an den Ufern des Salzsees werden Dattelbäume und Massagesalons von Erdlöchern verschlungen. Während sich der Name des Sees selbst in eine sich selbst erfüllende Prophezeiung zu verwandeln scheint, glitzern nachts riesige Industrieanlagen an der Stelle, wo einst Sodom stand. Touristen tasten sich auf der Suche nach Kuren durch das Wasser, und hinter den Stränden graben Bagger das Land für das nächste Luxushotel um. Ein kaleidoskopischer Blick auf einen dystopischen Ort, an dem die Menschen ständig um sich selbst kreisen.

Land Shape #1, D 2019, 5‘, Regie: Thadeusz Tischbein, Experimentalfilm
Wir sehen durch die Augen einer Maschine: Linien, Rechtecke, Quadrate. Eine reduzierte Welt, abstrakt und streng. Thadeusz Tischbein wirft einen dokumentarischen Blick von oben auf Maisfelder, der gleichzeitig geometrische Formen offenbart und eine Landschaft beschreibt, die sich weit von „Natur“ entfernt hat. Es ist eine maschinenbefahrbare Welt mit präzisen, digital anmutenden Strukturen. Wir sehen Bauern, die eine ästhetische Landschaft erzeugen, ganz in der Tradition der Land Art.
Aufgenommen nahe Schöppingen/Deutschland. Hier sind 80% der gesamten Katasterfläche landwirtschaftliche Nutzfläche. Wo früher noch Flachs für die Textilherstellung angebaut wurde, finden sich heutzutage nahezu ausschließlich Maispflanzen in Monokulturen. Er wird zur Erzeugung von Energie und Tierfutter verwendet. Mit ein wenig Hilfe von Maschinen arbeiten nur noch 3% aller Beschäftigten im Bereich der Landwirtschaft.

 

Veranstalter