Das Eigene und das Fremde

Die Debatten um Geflüchtete und Migration sind allgegenwärtig, durch lange bestehende Gemeinschaften ziehen sich Risse und abgrenzende, nationale Bewegungen sind längst laut geworden. Zwischen Willkommenskultur und Grenzschließungen wird mitunter heftig darüber diskutiert, wie wir mit „dem Fremden“ umgehen sollen. Dabei spielt immer auch eine Rolle, wie wir uns selbst definieren und positionieren. Das Fremde lässt sich nur in Abgrenzung zu und in Wechselwirkung mit seinem Gegensatz, dem Eigenen bestimmen.

Das Programm ist ein Plädoyer für die Begegnung des Eigenen mit dem Fremden und zeigt, wie bereichernd diese sein kann. Was empfinden wir als fremd, was ist uns eigen, wie verhält sich beides zueinander und wo liegen die Grenzen? Wo findet sich das Eigene im Fremden? Die Filme widmen sich aktuellen wie universellen Fragen und geben unterhaltsame Antworten.

Ein Kurzfilmprogramm der SK Stiftung Kultur. Kuratiert von Birgit Hauska und Dominik Bühler.

 

 

Die Filme des Programms:

AlieNation (Regie: Laura Lehmus, Deutschland 2014, 6 Min.)
Interviews mit Jugendlichen dienen als Basis für wunderbare Animationen ihrer innerlichen und äußerlichen Befindlichkeiten. Eine rasend komische und dennoch einfühlsame Beobachtung der pubertären Alltagswelt und individueller Eigenheiten.

Along the G-Line (Regie: Marianna Christofides, Deutschland 2010, 2 Min.)
Ein Junge schlägt Radwenden entlang der Green Line, der Grenzlinie durch Zyperns Hauptstadt Nikosia, bis einem schwindelig wird. Der wortlose Kunstfilm erinnert mit seiner bemerkenswerten Tonspur an ein Musikvideo und ist ein großartiges Zusammenspiel von Bild und Ton.

Armut kennt viele Geschichten (Regie: Isabel Prahl, Deutschland 2009, 1 Min.)
Kindliche Phantasie vermag es, sich zeitweise über Realitäten hinwegzusetzen. Doch schönreden lässt es sich nicht. Was wir besitzen und was wir uns leisten können, bestimmt, wer wir sind.

Clumsy Little Acts Of Tenderness (Regie: Miia Tervo, Finnland 2015, 8 Min.)
Unbeholfene kleine Gesten der Zärtlichkeit bis zur Peinlichkeit kennzeichnen die hier erzählte Tochter-Vater-Beziehung. Der Kurzfilm über den Umgang mit dem anderen Geschlecht und der anderen Generation in der eigenen Familie überzeugt dank Überzeichnung, Humor und Charme.

Gregors größte Erfindung (Regie: Johannes Kiefer, Deutschland 2001, 11 Min.)
Das Eigene und das Fremde liegen manchmal ganz nah beieinander. Zum Eigenen gehört auch, sich gegen den gesellschaftlichen Mainstream durchzusetzen und abzugrenzen, auch wenn der  Ratschlag und Druck von guten Freundinnen kommt…

Hiyab – Das Kopftuch (Regie: Xavi Sala, Spanien 2005, 8 Min.)
Zur „Kopftuchdebatte“ scheint jeder eine Meinung zu haben. Dabei wird nicht selten mit Zuschreibungen hantiert, die den einzelnen Menschen außer Acht lassen. Der Kurzfilm hinterfragt die Einschränkung von freier Individualität unter dem Denkmantel der Freiheit und ist ein beißendes Plädoyer für Offenheit.

Krokodile ohne Sattel (Regie: Britta Wandaogo, Deutschland 2012, 15 Min.)
Von der frühen Kindheit bis zur Pubertät und doch ohne einer Chronologie zu folgen, begleitet die intime Kamera von Britta Wandaogo ihre Tochter Kaddi beim Entwickeln ihrer Identität. „Ich bin Deutsche. […] Ich komme aus Afrika. Ich bin Afrikanerin.“ sagt Kaddi in diesem sehr persönlichen dokumentarischen Film-Essay. Sie hat das große Glück, sie selbst zu sein – ein ganz eigener Mensch, der mit seiner Fremdheit oder Andersartigkeit verzaubert.

Look Beyond Borders (Regie: Bartosz Dombrowski, Polen / Deutschland 2016, 5 Min.)
Die Augen sind der Spiegel der Seele. Amnesty International greift diese Weisheit in einem sozialen Experiment auf und lässt Fremde einander vier Minuten lang in die Augen schauen. Eine berührende Werbung für Offenheit gegenüber „Fremden“.

Mail from Heidegger (Get Well Soon) (Regie: Sebastian Teitge & Philipp Käßbohrer, Deutschland 2014, 4 Min.)
Wir werden in die Welt geworfen und was uns eigen ist, ist anderen mitunter fremd. Das Musikvideo beobachtet zärtlich die Arbeit eines Menschen an sich selbst, um sich zu zeigen, wie er ist oder wie er sein möchte.

New Friends (Regie: David Shrigley, Großbritannien 2006, 1 Min., Copyright: David Shrigley, Courtesy: Stephen Friedman Gallery, London; BQ, Berlin; Anton Kern, New York; Galleri Nicolai Wallner, Copenhagen)
Der britische Künstler David Shrigley steht für Ironie, vorgebliche Naivität, die an Kinderzeichnungen und Cartoons erinnert, gepaart mit einer verblüffenden Stringenz, Dinge auf den Punkt zu bringen. Wir präsentieren einen kurzen Film, bei dem einem das Lachen im Halse stecken bleibt…

SOS (Portishead) (Regie: John Minton, Großbritannien 2016, 3 Min.)
Portishead adaptieren SOS von ABBA und geben dem Lied die Tiefe, die es verdient. Mit dem hochkonzentrierten Video transformieren sie es in einen unmissverständlichen Kommentar zum aktuellen politischen Klima.

Was ist normal (Regie: Tessa Knapp, Musik: Kurt Fuhrmann, Deutschland 2015, 9 Min.)
Schülerinnen und Schüler aus Köln-Kalk fragen, berichten und singen über ihre jeweiligen Heimatländer und das neue Zuhause Deutschland. Der Film ist das Ergebnis eines pädagogischen Projektes der Kölner Medienkünstlerin Tessa Knapp und des Musikers Kurt Fuhrmann und hat in der Sommerfilmnacht seine öffentliche Premiere.

Wer sind diese Deutschen? – Zukar 01 (Regie: Firas Alshater & Jan Heilig, Deutschland 2016, 3 Min.)
Der 25jährige, syrische Geflüchtete Firas Alshater zeigt sein erstes Zuckerstückchen. Er hat mit „Zukar“ einen YouTube-Kanal mit einer einzigartigen Position in der Flüchtlingsdebatte. Das Video hatte im Juli 2016 bereits mehr als 720.000 Aufrufe. Lustig, tiefgründig, aktuell oder um es mit Firas` Worten zu sagen: Statt Hass gebe ich Euch ZUKAR!